Landesjägertag 2024 – Präsidium im Amt bestätigt

Saarwellingen, 26.08.2024

Vorstandswahlen und die heranrückende „Afrikanische Schweinepest“ (ASP) waren die maßgeblichen Punkte des Landesjägertages in Homburg.
Foto: Dieter Ackermann

Foto: Dieter Ackermann

Die Zeichen standen auf Kontinuität: Landesjägermeister (LJM) Josef Schneider, seine Stellvertreter Prof. Dr. Patrick Klär, Armin Birk, Edgar Kuhn und Schatzmeister Stefan Kasel wurden alle einstimmig, bei jeweils eigener Enthaltung, im Amt bestätigt. Das gleiche galt auch für die weiter zu wählenden Vorstandsmitglieder Jörg Engel, Günter Hoffmann, Michael Klein und Dr. Marion Ludes. Die Rechnungslegung wird auch die nächsten vier Jahre von den Herren Gerd Trapp, Holger Basten und Julian Setter geprüft.

Nach der Begrüßung durch LJM Josef Schneider und der Ehrung der verstorbenen Mitglieder eröffnete OB Michael Forster den Reigen der Grußworte. Er stellte seine Stadt vor, nicht ohne zu erwähnen, wie wichtig die Jagd für die Gesellschaft sei und dass er selbst Jäger und Mitglied sei. Auch Alwin Theobald von der CDU-Landtagsfraktion und Christoph Schaufert von der AfD-Landtagsfraktion überbrachten die besten Grüße ihrer Partei und dankten den Jägerinnen und Jäger für ihre wichtige Arbeit für Fauna und Flora.

Tim Otto, Abteilungsleiter A im „MUKMAV“, überbrachte die herzlichsten Grüße der Landesregierung und konnte versichern, dass das Ministerium dem Antrag der VJS nachkomme, dass die Prädatoren, allen voran die Neozoen wie Waschbär und Marderhund, demnächst auch mit Nachtzieltechnik erlegt werden dürften.

In seinem Bericht kam LJM Josef Schneider als erstes auf die ASP zu sprechen:
Im September 2020 sei von Osten her kommend in Brandenburg in der Nähe der deutsch-polnischen Grenze das erste ASP-positiv getestete Stück Schwarzwild in Deutschland aufgefunden worden. Zwischenzeitlich habe sich die Seuche vor allem dort und in Sachsen ausgebreitet. Einen deutlichen Sprung in Richtung Saarland sei am 15. Juni dieses Jahres festgestellt worden. Erstmals sei ein Stück Schwarzwild in Hessen im Landkreis Groß-Gerau positiv auf ASP getestet worden. Schon am 9. Juli sei der erste ASP-Fall in Rheinland-Pfalz im Landkreis Alzey-Worms bestätigt worden und seit dem 8. August sei auch Baden-Württemberg von der ASP betroffen. Die Seuche habe mittlerweile den Rhein überschritten und sei nur noch weniger als 80 km Luftlinie vom Saarland entfernt gewesen. Durch einen Punkteintrag in Bad Dürkheim sei aktuell die Distanz auf nur noch 50 km Luftlinie reduziert.

Schneider betonte an dieser Stelle, dass Prävention der Schlüssel zum Erfolg sei. Die Einhaltung strenger Hygienemaßnahmen bei der Jagd, die schnelle Beseitigung und sichere Verbringung erlegter Wildschweine sowie die enge Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden seien essenziell, um die Seuche einzudämmen. Wir Jäger müssten mit Professionalität und Sorgfalt der großen Verantwortung gerecht werden.

Der Wolf sei nun definitiv auch in unsere Region zurückgekommen. Die Videos über den Wolf im Bliesgau und am hellen Tag mitten in der Siedlung in Heusweiler-Eiweiler seien „viral“ gegangen. Der Wolf polarisiere. Seine Rückkehr in die saarländische Landschaft werde höchst unterschiedlich bewertet wird. Für die Landwirtschaft und auch die Jagd bringe die Präsenz des Wolfes enorme Herausforderungen mit sich. Trotz besseren Wissens befinde sich der Wolf in Deutschland immer noch in der höchsten Schutzstufe, dies müsse sich ändern, forderte der Landesjägermeister.

Danach kommentierte LJM Josef Schneider die Abschusszahlen des letzten Jagdjahres. Der absolute Allzeit-Rekord der saarländischen Damwildstrecke aus dem vorletzten Jahr mit 587 Stück sei mit 481 Stücken zwar nicht ganz erreicht worden. Die Vorwürfe, die Jäger „bekämen das Damwild rund um den Peterberg nicht in den Griff“ seien aber ebenso unberechtigt wie die Forderung, beim Abschuss von Damwild im Saarland müsse nun endlich Nachtzieltechnik zum Einsatz kommen, gab sich Schneider überzeugt.

Beim Rehwild seien im abgelaufenen Jagdjahr 12.511 Stück zur Strecke gekommen, was einen neuen absoluten Rekord darstelle, wobei auch die Strecken der 3 Vorjahre sich auf jeweils mehr als 12.000 Stück beliefen. Die Streckenzahlen beim Rehwild seien seit Abschaffung der Abschusspläne im Jahr 2014 damit um gut 30 Prozent angestiegen. Nach den Streckenzahlen bei Rot-, Dam- und Rehwild könne man mit Fug und Recht feststellen, dass die saarländischen Jägerinnen und Jäger ihren Beitrag zur Schaffung stabiler Wälder seit Jahren in vollem Umfang leisteten!

7.227 Stück Schwarzwild seien erlegt worden. Das sei eine Steigerung um mehr als 40 Prozent gegenüber dem Jagdjahr 2022/23 mit 5.049 erlegten Stücken. Für das laufende Jagdjahr seien bis Anfang dieser Woche bereits mehr als 3.000 Abschussmeldungen eingegangen. Das sei rund eine Verdoppelung gegenüber den Meldungen zum gleichen Vorjahreszeitpunkt.

Der Landesjägermeister appellierte an dieser Stelle an die Jägerinnen und Jäger, sich weiter sehr aktiv an der Schwarzwildbejagung zu beteiligen!

Die Streckenzahlen beim Niederwild seien leider kaum erwähnenswert. Die Jäger hielten sich beim Feldhasen und beim Fasanen zurück, während das Rebhuhn kaum mehr vorhanden sei. In diesem Zusammenhang wies er darauf hin, dass im vergangenen Jahr das vordem auf die Landkreise Saarlouis und St. Wendel beschränkte Projekt „Artenreiche Kulturlandschaft“ in Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium und der LEG Saar auf das gesamte Saarland ausgeweitet worden sei. Mittlerweile seien etwa 350 ha Blühfläche angelegt worden. In vielen Bereichen sei bereits ein Anstieg der Niederwildbestände festzustellen. Wenn dieser Anstieg zwar erkennbar, aber bei Weitem nicht zufriedenstellend sei, sei das auf das Raubwild und auf die Krähen zurückzuführen. Es sei nicht nachvollziehbar, dass für die Krähe nicht - wie in allen anderen Flächenländern - generelle Jagdzeiten ermöglicht werden. Wer dies verhindere, müsse sich letztendlich ein Mitverschulden am Rückgang der Artenvielfalt in unserem Bundesland zurechnen lassen!

Josef Schneider bedankte sich anschließend bei den Drohnenteams und Herrn KJM Heiner Kausch, der hier voran gehe, für die erfolgreiche Kitzrettung im letzten und auch im aktuellen Jahr. Jetzt komme noch eine neue Aufgabe auf die Drohnenteams zu, nämlich ggfs. das Aufspüren von Schwarzwild und Kadavern zur ASP-Prävention oder auch -bekämpfung.

Zum Waffenrecht sagte der Landesjägermeister, dass die VJS in Gesprächen mit Herrn Innenminister Reinhold Jost und der Obersten Waffenbehörde die Zusage erhalten habe, dass die Entscheidung des OVG Münster zur Aufbewahrung des Waffenschrankschlüssels für das Saarland keine Bindungswirkung habe.

Dann zeigte sich Schneider überzeugt, dass die Akzeptanz der Jagd in der Öffentlichkeit deutlich gewachsen sei und dass hier auch das in den letzten Jahren gewachsene Bewusstsein für eine nachhaltige und gesunde Ernährung eine große Rolle spiele. Die Nachfrage nach Wildbret sei so hoch wie nie. Neu sei der Begriff des hippen „Jeganers“. Dieser verbinde gesunde vegane Küche mit dem hochwertigen Lebensmittel Wildbret.

Abschließend bedankte sich der Landesjägermeister herzlich für die hervorragende und vertrauensvolle Zusammenarbeit bei den saarländischen Jagd- und Waffenbehörden, insbesondere auch der Obersten Jagdbehörde und bei unseren befreundeten Verbänden, deren Repräsentanten uns heute am Landesjägertag nahezu vollständig die Ehre ihrer Anwesenheit geben würden.

Weiter bedankte er sich herzlich bei allen, die sich in den vergangenen 4 Jagdjahren in den unterschiedlichsten Bereichen unseres Verbandes ehrenamtlich in den Dienst der VJS und der Jagd gestellt und wertvolle Arbeit geleistet hätten. Z.B. als Hegeringleiter, Ausschussmitglied, Schießaufsicht oder als Ausbilder und Prüfer in den Jägerprüfungen. Weiter dankte er den Mitgliedern des Vorstandes für die gute und konstruktive Zusammenarbeit, für viele gute Anregungen und den oft intensiven Meinungsaustausch, der im Ergebnis stets in guten Beschlüssen für die VJS gemündet sei und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Geschäftsstelle und des Schießstandes. Einen herzlichen Dank sagte er seinen Freunden aus dem Präsidium Patrick Klär, Armin Birk, Edgar Kuhn und Stefan Kasel für die hervorragende und enge Zusammenarbeit.

Das war dann auch eine passende Gelegenheit, Frau Stefanie Hans auf die Bühne zu bitten und sie für 25jährige treue Dienste in der VJS-Geschäftsstelle zu ehren und ihr einen Blumenstrauß zu überreichen.

Aus gegebenem Anlass war die Tagesordnung erweitert worden, um die Mitglieder für die ASP und zu den im Saarland eingeleiteten bzw. vorbereiteten Maßnahmen zu informieren. Herr Referatsleiter Dr. Stefan Stuchlich vom Umweltministerium referierte generell über die ASP und die Symptome beim Haus- und beim Wildschwein und dass man unbedingt auf die notwendige Hygiene achten müsse, insbesondere auch bei Jagdreisen in entsprechende Gebiete.

Frau Dr. Kerstin Herr, die Leiterin des Landesamtes für Verbraucherschutz, stellte die aktuelle Situation dar. Im Moment seien noch „Friedenszeiten“ und man müsse die vorhandenen Ressourcen schonen. Man habe aber schon seit Jahresbeginn über eintausend Trichinen-Proben auch auf ASP untersucht und ab sofort werde man jede Probe untersuchen. Sie bat darum, insbesondere sogenannte Indikatortiere zu beproben und die Proben ans LAV zu senden. Sie verteile nach ihrer Rede auch entsprechende Röhrchen und Begleitformulare an interessierte Jagdpächter. Weiter stellte sie die verschiedenen geplanten Maßnahmen vor, die nach einem ASP-Ausbruch angeordnet werden würden und bat die Jägerinnen und Jäger um Verständnis dafür, wenn es auch jagdliche Einschränkungen geben müsse.

Zu seinen praktischen Erfahrungen bei der Ausbildung von Kadaver-Suchhunden und der Bekämpfung der Seuche in anderen Bundesländern referierte anschließend René Wiese.

Nach einer kurzen Pause stellte Schatzmeister Stefan Kasel die Jahresrechnung 2023 vor und Rechnungsprüfer Gerd Trapp konnte bestätigen, dass die Buchführung der VJS in Ordnung ist. Er stellte den Antrag auf Entlastung. Die Entlastung wurde einstimmig erteilt bei Enthaltung der anwesenden Vorstandsmitglieder.

Nach den Wahlen, deren Ergebnis eingangs dargestellt wurde, bedankte sich der Landesjägermeister für das ausgesprochene Vertrauen und versprach, auch in den nächsten vier Jahren eine gute Arbeit für die VJS zu leisten. Er dankte allen Anwesenden für ihr Kommen, allen Beteiligten, insbesondere der Kreisgruppe Saarpfalz, für die hervorragende Organisation des Landesjägertages, gab einen Ausblick auf den Landesjägertag 2025 in Neunkirchen und wünschte allen einen guten Nachhauseweg und ein kräftiges Waidmannsheil!